Zu Besuch bei einem Pilot-Projekt
Mittwochnachmittag an der Grundschule Am Stöckener Bach. Im „Gartenraum“ der Schule herrscht reges Treiben. Einige unserer Mitarbeitenden der Schulassistenz bereiten schon den Raum vor: sie stellen Tische um und legen Materialien aus, denn heute wird gebastelt. Unter ihnen befindet sich auch Christian. Mit ihm und der Gruppe haben wir heute einen Termin.
Seit den Sommerferien findet einmal die Woche ein besonderes Treffen an der Stöckener Grundschule statt. Sechs Kinder mit Förderbedarf treffen sich hier, zusammen mit ihren Schulassistent*innen, für die Ausarbeitung eigener kreativer Projekte in einem kleinen Rahmen. Christian hat das Zustandekommen der Gruppe initiiert. „Es geht darum, den Kindern einen ruhigeren, geschützteren Raum zu geben, in welchem sie sich freier entfalten können“ erzählt er uns.
Die Schulassistent*innen gestalten das jeweilige Programm des Tages individuell. So können sie sich bei jedem Treffen auf die Kinder einlassen und ihnen Angebote machen, bei welchen alle entsprechend ihren Interessen und Fähigkeiten mitmachen können und auch möchten. Heute wird an den beiden aufgebauten Stationen etwas zum Thema Halloween gebastelt: kleine Gespenster aus Eierpappen oder einen Geist, der aus einer Tüte herausspringen kann.
Kaum sind alle Schüler*innen im Raum, sitzen sie auch schon mit den Assistenzen zusammen an den Basteltischen und schneiden, kleben und malen los. Die Stimmung ist ruhig und konzentriert, sodass wir Zeit haben, noch ein wenig mit Christian zu sprechen. „Heute ist es sehr ruhig“, erzählt er uns, „es ist aber tagesformabhängig und somit sehr individuell, ob die Kinder mitmachen möchten oder nicht.“ Eine weitere Kollegin erzählt, dass die Treffen dennoch für positive Überraschungen gut seien: teilweise hätten sich Kinder in Projekten eingebracht, bei welchen es die Schulassistent*innen aufgrund von Vorerfahrungen nicht gedacht hätten. Diese und weitere Erfahrungen der Gruppe zeigen auf, dass die Schüler*innen das Angebot bislang gut annehmen, dieses einen positiven Effekt hat und ihnen Spaß macht.
Auch die Assistent*innen berichten, dass sie es als förderlich ansehen, dass die Kinder einen Nachmittag in der Woche einen anderen Rahmen erfahren, als sie es bisher kennen. Anstatt dass sie sich mit ihrer Schulassistenz im Unterricht oder in einer AG befinden, in welcher sonst nur Kinder ohne Förderbedarf sind, liegt der Fokus innerhalb dieser Treffen auf ihnen. Das ändert sich auch dann nicht, wenn einmal Kinder zu der Gruppe stoßen, die keine Schulassistenz benötigen. Christian beschreibt es so: „Es handelt sich hier um ein anderes Modell der Inklusion, als es bisher weitläufig bekannt ist. In anderen Kursen sind sie die Kinder, die Gefahr laufen, sich trotz der Teilnahme eher „außen vor“ zu fühlen, weil sie manche Dinge vielleicht nicht so gut können, wie die anderen Kinder. Das passiert hier nicht – Innerhalb dieser Treffen entsteht ein Schutzraum für sie, mit einer anderen Atmosphäre.“
Das Projekt ist zunächst für den Rest des Schulhabjahres geplant, soll aber auch darüber hinaus stattfinden. Zum Halbjahreswechsel kommen unsere Mitarbeitenden zusammen und besprechen, was gut verlaufen ist und wo noch Verbesserungsbedarf besteht. So kann das Projekt weiterentwickelt werden.