Talentförderung 2024 am Gymnasium Bad Nenndorf
Bad Nenndorf. Die Arbeitswelt steckt mittendrin in einem Paradigmenwechsel, der einhergeht mit einer digitalen Transformation und internetbasierten Anwendungen. Klassische Berufsbilder verändern sich rasant und verstärken den bereits bestehenden Personal- und Fachkräftemangel. Diese Situation ist sowohl für Unternehmen und Universitäten als auch für die in den Startlöchern stehenden Nachwuchskräfte der Generation Z (1995 bis 2010 geboren) eine enorme Herausforderung.
Elisabeth Meyer-Engelke, die Initiatorin der Talentförderung als Teilprojekt des TANDEM-Mentorenprojektes am Gymnasium Bad Nenndorf ist hochmotiviert, Ehrenamtliche aus dem Personalwesen und Talente dafür zu begeistern sich gemeinsam in ein Boot zu setzen. Erfahrene Praktiker*innen, die Talentscouts, segeln mit ihrem Talent über das scheinbar endlose Meer der Möglichkeiten. Hierbei handelt es sich jedoch nicht um ein Elitenprogramm, in welchem es quasi um Hochleistungsselbstoptimierung geht. Ziel ist vielmehr, dass die Talente sich vom Erwartungsdruck ihres sozialen Umfeldes befreien und sich insbesondere drei Fragen stellen:
- Was kann ich?
- Was will ich?
- Wie komme ich dahin?
Elementar ist, dass durch die souveräne, ergebnisoffene Navigation des Talentscouts, das Talent ehrlich und authentisch den Blick auf die eigenen Stärken und Schwächen wirft. Das ist die Basis, um sich auf eine passgenaue, tragfähige Zukunftsvision und eine realistische Route zu fokussieren. Am Ende der Entdeckungsreise steht eine sinnstiftende, lebensdienliche Auf-GABE. Im Idealfall ist es die Berufung, mit der sich das Talent vollumfänglich identifiziert. Die individuellen Befähigungen und Kompetenzen müssen mit dem Zielhafen (also dem Beruf oder Studium) übereinstimmen. Dann werden die Segel so gesetzt, dass das Boot im Zielhafen sicher vor Anker geht.
Für die Projektleiterin Elisabeth Meyer-Engelke ist es wichtig, eine Brücke zwischen der Generation „Golf“ (auch Generation X genannt, Jahrgänge1966 bis 1980) der Arbeitgeberseite und den Abiturient*innen zu schlagen. Eine der wesentlichen Herausforderungen ist es, allen Beteiligten zu vermitteln, dass Führung im Projektkontext nicht bedeutet, zu den Besten zu gehören, sondern alle andern besser werden zu lassen. Durch diesen Perspektivwechsel entsteht Verständnis dafür, dass jede*r das Potential hat, Konflikte, die sich durch unterschiedliche Werte und Interessen auftun, zu bearbeiten. Das ist der Gamechanger, um neue Denk- und Möglichkeitsräume für Zusammenarbeit und Innovationen zu schaffen. Nur so wird es gelingen, Freude an der Berufstätigkeit zu haben und gleichzeitig den Wohlstand des Wirtschaftsstandortes Deutschland zu sichern.
Der Weg dorthin führt über eine intensive 6-monatige Begleitung von Talenten des zwölften Jahrgangs am Gymnasium Bad Nenndorf durch zugewandte Praktiker*innen aus dem Personalwesen. Sie betreuen die Talente, um mit ihnen gemeinsam einen passgenauen Ausbildungs- oder Studienplatz zu finden. Das Projekt soll Lust auf Zukunft machen und lädt die Talente ein, sich unter anderem einem Assessment Center (Auswahlverfahren) zu stellen. Einen Tag lang werden die Talente bei Gruppen- und Einzelpräsentationen, die mit Überraschungsfragen und weiteren unerwarteten Übungen gespickt sind, von den Personaler*innen beobachtet. Zu den Bewertungskriterien zählen unter anderem Kontakt-, Konflikt- und Integrationsfähigkeit, Führungspotenzial, Arbeitsorganisation und sprachlicher Ausdruck. Alle Kriterien fließen in die Bewertung des Persönlichkeitsprofils ein.
Die Talente erhalten anschließend einen Termin für ein Feedbackgespräch, in dem ihre individuelle Bewertung erläutert wird. Das ist der größte „Ah“-Moment. Die meisten stauen über die Unterschiede in der Eigen- und Fremdwahrnehmung. Dankbar nehmen die Talente die vielfältigen Hinweise und Anregungen der Profis an, um im Ernstfall mit diesen wertvollen Erfahrungen gegenüber Mitbewerber*innen zu punkten. Und auch die Personaler*innen nehmen neues Wissen darüber mit, wie die Genration Z tickt, und dass es wichtig ist, einander aktiv zuzuhören und sich gegenseitig zu verstehen, um die Zukunft für alle sinnstiftend und lebensdienlich zu gestalten.