“Ich gehe jetzt die Kinder abholen. Die Begrüßung, das ist auch schon ein wichtiger Teil des Unterrichts”. HELP-Betreuer Matthias Müller führt die 8 Jungs in die kleine Sporthalle der Albert-Schweitzer-Schule in Hannover-Linden, wo sie sich Barfuß in einem Sitzkreis zusammenfinden.
Heute ist etwas besonderes geplant: Zum ersten Mal Raufball spielen. Müller, der schon länger mit Konzepten wie Buzzerball oder als Fußballtrainer an unseren Ganztagsschulen Kinder für Sport begeistert, erklärt die Regeln.
Am allerwichtigsten: Die “Stopp-Regel”. Jeder kann “Stopp” rufen, wenn er sich verletzt, ungerecht behandelt fühlt oder wenn er glaubt, dass jemand anderes Hilfe benötigt. Sobald jemand von dieser Regel Gebrauch macht, setzen sich alle zu Boden und hören zu. Nur der “Stopp”-Rufer redet.
Generell gilt: “Geht respektvoll miteinander um, seid achtsam.”, sagt Müller. Was das bedeute, dieses “achtsam sein”, will Müller von den Jungs wissen. “Dass wir auf andere aufpassen” sagt einer. “Ja richtig – und was noch?” hakt Müller nach. “Dass wir auf uns selbst aufpassen?” entgegnet ein anderer. Müller stimmt zu “Ja genau, gerade bei diesen wilden Spielen vergisst man sich schnell selbst.”.
Achtsamkeit – dieses Konzept zieht sich durch die ganze Stunde. Es geht los mit dem Aufwärmen. Aktives Kinderyoga wenn man so will: Dehnen, strecken, Balance finden, sich konzentrieren, Grimassen schneiden, springen, locker werden – im Körper und im Kopf. Die Teamaufteilung ist genauso durchdacht wie der Rest. Müller verwirrt und beschäftigt die Kinder so lange, bis sie die altbekannten Schemata vergessen, nach denen sie sonst im Sportunterricht Teams bilden. “Selbstbestimmt und ohne Euch manipulieren zu lassen” sollen die Teams entstehen.
Dann geht es los: Eine knappe dreiviertel Stunde richtig auspowern. Ein Schüler ist schlecht drauf, setzt sich auf die Bank. Müller selbst springt für ihn ein.
Alle verhalten sich durchgängig fair und versuchen den schweren Medizinball auf die gegnerische Tor-Matte zu bringen. Nur einmal ruft jemand “Stopp”. Wer gewonnen hat, geht irgendwie unter. Spielt auch keine Rolle – am Ende bekommt jeder Einzelne einen fetten Applaus.
